Koevolution

Eine evolutionäre Veränderung eines Organismus innerhalb eines Ökosystems kann ebenfalls in diesem Ökosystem lebende Organismen beeinflussen. Diese gegenseitige Beeinflussung wird Koevolution genannt.

Die Evolution des Kolibris wird durch seine Nahrungsquellen beeinflusst, genau so wie er die Evolution seiner Nahrungsquellen beeinflusst.

Bedeutung

Die evolutionäre Entwicklung aller Lebewesen ist stets vielen unterschiedlichen Einflüssen ausgesetzt. In einem Ökosystem wirken neben Umweltfaktoren auch die Organismen selbst aufeinander ein. Dabei kann es vorkommen, dass verschiedene Organismen wechselseitig interagieren, indem diese durch evolutionäre Veränderungen Selektion aufeinander ausüben. Verändert sich also der eine Organismus, beeinflusst das durch selektiven Druck die evolutionäre Entwicklung des an der Koevolution beteiligten Partnerorganismus.

Möglichkeiten der Koevolution

Zur Koevolution kann es kommen, wenn zwei Lebewesen in enger gegenseitiger Beziehung zueinander stehen. Dabei sind verschiedene Szenarien möglich.

Symbiosen (Mutalismus)

Symbiosen, sind auf Koevolution zurückzuführen, indem sich die an der Symbiose beteiligten Partner durch Koevolution immer weiter wechselseitig zum gegenseitigen Vorteil beeinflusst haben. Teilweise führen diese gegenseitigen Beeinflussungen zu vollkommener Abhängigkeit zueinander (Eusymbiose), wie bei Blattschneideameisen und ihrem Schimmelpilz, die jeweils ohne einander nicht überlebensfähig wären.

Parasitismus

Neben Symbiosen sind auch wechselseitige Anpassungen von Parasiten und Wirten als Koevolution zu betrachten. Parasitär lebende Organismen verursachen zumeist einen Schaden beim Wirt. Hierdurch ausgelöster selektiver Druck führt seitens des Wirts zu einer besseren Anpassung auf den entsprechenden Parasiten, der wiederum dem selektiven Drucks des Wirts ausgesetzt ist. Beide Organismen befinden sich in einer dynamischen wechselseitigen Beeinflussung.

Räuber-Beute-Beziehung

Wirkt ein Räuber durch seinen Nahrungserwerb selektiven Druck auf eine entsprechende Beute-Population aus, ist diese gezwungen sich an diese Bedrohung anzupassen. Effektivere Flucht oder bessere Tarnung  der Beute bewirken in der Umkehr jedoch eine Verknappung der Nahrung beim Räuber. Hierdurch ist dieser wiederum selektivem Druck ausgesetzt.

Beispiele für Koevolution

Darwin entdeckte die Orchideenart "Stern von Madagaskar" (Angraecum sesquipedale), die einen ca. 40cm langen Lippensporn besitzt, an dessen Ende Nektar zu finden ist. Es ist unmöglich, dass gewöhnliche Insekten mit maximal ein paar cm Rüssellänge an diesen Nektar gelangen können. Darwin sagte damals voraus, dass es ein Insekt geben müsse welches einen solch langen Rüssel besitzen würde um an den Nektar zu gelangen, und damit die Orchidee zu bestäuben. Über hundert Jahre später wurde die Nachtfalterart Xanthopan morganii entdeckt, die tatsächslich einen derart langen Rüssel aufweist. Beide Arten profitieren durch ihre durch Koevolution erworbenen Eigenschaften. Die Orchidee hat durch den Falter einen sicheren Bestäuber, der Falter eine sichere Nahrungsquelle.

Bäume/Sträucher, deren Samen durch Vögel verbreitet werden stellen durch deren Beeren einen Teil derer Nahrung. Hierbei wirkt beidseitig selektiver Druck, da der Vogel selbstverständlich die nahrhaftesten Beeren bevorzugt. Auf der anderen Seite sind beteiligte Vögel ggf. durch anatomische Anpassungen derer Schnäbel evolutionär durch diese beeinflusst.