Mimikry

Mimikry stellt einen besonderen Fall analoger Ähnlichkeit dar. Von Mimikry ist dann auszugehen, wenn zwei Arten ein außergewöhnlich ähnliches äußeres Erscheinungsbild (Habitus) aufweisen, obwohl die entsprechenden Arten keinen gemeinsamen Vorfahren haben auf den die gemeinsamen Merkmale zurückgeführt werden können. In einem solchen Fall hat sich der Habitus einer der beiden Arten immer mehr an den Habitus der anderen Art angepasst. Individuen der sich im Erscheinungsbild anpassenden Art konnten dadurch selektive Vorteile gegenüber ihren Artgenossen erlangen, die diese Ähnlichkeit nicht aufwiesen. Im Falle von Mimikry dient die äußerliche Anpassung der Kopie eines "Warneffektes". Die nachgeahmte Tierart weist durch den "orgiginalen" Warneffekt auf einen besonderen Abwehrmechanismus gegen Fressfeinde wie etwa ein Gift hin. Durch Mimikry machen sich die nachahmenden Arten diesen Warneffekt zu eigen, obwohl sie selbst keinen solchen Abwehrmechanismus besitzen.

Mimikry als Beispiel für analoge Ähnlichkeit

Der Vergleich zweier sehr ähnlich aussehender Arten ist besonders in der Biologie-Oberstufe eine beliebte Aufgabenstellung. Stellt man zwei Arten mit ähnlichem Erscheinungsbild gegenüber, dann sind die ähnlichen Merkmale zu beschreiben und deren Ursache zu klären. Mimikry stellt hier einen interessanten Sonderfall dar. Bei genauerer Betrachtung wird schnell klar, dass sich lediglich das äußere Erscheinungsbild der beiden Arten ähnelt, sonst jedoch keinerlei Ähnlichkeiten existieren. Oftmals sind die beiden Arten auch taxonomisch (Stammbaum) derart weit voneinander entfernt, dass das ähnliche Merkmal unmöglich von einem gemeinsamen Vorfahren vererbt wurden sein kann.

Die durch Mimikry erwirkte Ähnlichkeit ist also analogen, und nicht genetisch vererbten Ursprungs (homolog). Die Ähnlichkeit hat sich somit getrennt voneinander durch evolutionäre Vorgänge entwickelt.

Was ist an Mimikry so besonders? Üblicherweise entwickeln sich analoge Merkmale jedoch unabhängig voneinander als bestmögliche Anpassung an die selbe Umweltbedingung. Mimikry hingegen ist die bestmögliche optische Anpassung an den Habitus einer anderen, nicht verwandten Art und stellt deshalb unter den analogen Ähnlichkeiten einen Sonderfall dar.

Refresher: Analogie

  • Unterschiede im Detail
  • Keine Vererbung durch gemeinsamen Vorfahren
  • Entwicklung durch Mutation
  • Zufällige Ähnlichkeit als optimale Anpassung an Umwelt

Beispiele: Wespe - Schwebefliege

Etliche Arten der Gattung der Schwebefliegen (Episyrphus) ähneln in ihrem Aussehen stark den Wespen (Vespula), obwohl kein gemeinsamer Vorfahre existiert der diese Merkmale vererbt haben könnte. Wespen besitzen zur Verteidigung gegen Fressfeinde einen Giftstachel, weshalb sie zumeist von Insektenfressern verschont werden, die den Habitus der Wespe erkennen. Schwebefliegen hingegen sind dieser lebensbedrohlichen Gefahr schutzlos ausgesetzt, die Population steht unter Selektionsdruck.

Durch Mutation erlangen einzelne Individuen zufällig äußere Ähnlichkeiten (Analogien) mit Arten der Gattung Vespula. Diese Individuen besitzen im Gegensatz zu Individuen der gleichen Population ohne diese Ähnlichkeiten einen selektiven Vorteil, da die Gefahr erbeutet zu werden durch die Ähnlichkeit des Aussehens zur Wespe wesentlich geringer ist.

Unterschied zu Mimese

Bei imitiert eine Art jedoch nicht den Habitus einer anderen Art, sondern vielmehr die optische Umgebung ihres Habitats wie beispielsweise Baumrinde, Korallen, Blätter oder Zweige. Während Mimikry meistens dazu dient die besonderen Auffälligkeiten einer anderen Art zu imitieren und dadurch mit dieser verwechselt zu werden, dient die Mimese dazu gar nicht erst aufzufallen und bestmöglichst getarnt zu sein.

Mimese beschreibt einen möglichst unauffälligen Tarneffekt, Mimikry hingegen die Imitation eines möglichst auffälligen Warneffektes.

Merke
Mimese: Tarneffekt
Mimikry: Warneffekt